«Die expansive Wirtschaftspolitik der Regierung Trump wird das Wachstum stimulieren. » Matthias Wirz, Leiter Anlagestrategie und Vermögensverwaltung, Partner
Nachdem die Jahresend-Rallye an den Aktienmärkten ausgeblieben und auch das neue Jahr nur verhalten gestartet ist, führten die vorteilhaften US-Inflationszahlen im Dezember zu einem mindestens kurzfristigen Stimmungsumschwung an den weltweiten Börsen, allen voran in den USA. Während die Inflationsrate im Monatsvergleich wie erwartet um 0.4% angestiegen ist, erhöhte sich die von der amerikanischen Notenbank (FED) mehr beachtete Kernrate nur um 0.2%. Diese überraschte die Märkte nach vier aufeinanderfolgenden Monaten mit monatlichen Anstiegen um +0.3% positiv. Entsprechend nähert sich die annualisierte Monatsrate mit 2.4% wieder dem Zielbereich des FED von 2% an.
Darauf reagierten die «ausverkauften» Obligationenmärkte mit einem Kursfeuerwerk, sodass sich die langfristigen Renditen um bis zu 0.15% zurückbildeten. Für die USA zeigt der scharfe Renditerückgang der 10-jährigen USD-Staatsanleihe von 4.80% auf 4.60% zudem, dass ein Renditeniveau von beinahe 5% zu kräftigen Anschlusskäufen führt. Folglich müsste die Wirtschaftspolitik der Regierung Trump neue expansive Fiskalmassnahmen ankündigen, damit die 5%-Hürde nachhaltig übersprungen werden kann. Dennoch ist nicht damit zu rechnen, dass das FED seine Geldpolitik kurzfristig ändert. Vielmehr wird es in den kommenden Monaten weitere Konjunkturdaten abwarten und insbesondere die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt beobachten, um dannzumal die Konjunktur- und Inflationslage neu zu beurteilen. Die nächste Leitzinssenkung des FED um 0.25% wird folgerichtig erst im Juli erwartet.
Angeführt von den USA reagierten auch die weltweiten Aktienmärkte erfreut auf die Entspannung an der Teuerungsfront. Darüber hinaus lieferten die Grossbanken Bank of America und Goldman Sachs solide Quartalsberichte ab, wodurch die Stimmung der Anleger zusätzlich Fahrt aufnahm. Dabei erzielte der breite Markt, ablesbar im gleichgewichteten S&P 500, für einmal eine bessere Performance als der Technologielastige S&P 500 und Nasdaq. Es ist grundsätzlich ein positives Zeichen, wenn die Marktbreite zunimmt und der Aktienmarkt nicht nur von den grossen Technologiewerten getrieben wird. In Europa erzielten der DAX und Eurostoxx ein neues Rekordhoch, während der Schweizer Aktienmarkt ebenfalls deutliche Kursgewinne verzeichnete. Hierbei legte Richemont um über 16% zu, zurückzuführen auf ein unerwartet kräftiges Umsatzplus infolge der sich abzeichnenden Erholung des Luxusgütersektors.
Gemäss Medienberichten beabsichtigt die Trump-Regierung die Einführung der Zölle mit einem monatlichen Anstieg um 2% bis 5% schrittweise einzuführen, um dadurch den möglicherweise eintretenden Inflationsschub zu begrenzen. Gleichzeitig steigt dadurch der Druck auf die Handelspartner, welche gegenüber den USA ein besonders hohes Defizit ausweisen. Darauf haben vor allem die asiatischen Aktienmärkte positiv reagiert.
In Frankreich zeichnet sich in der sich weiter hinziehenden Budgetdebatte ein Kompromiss ab. In seiner Grundsatzrede vor der französischen Nationalversammlung revidierte Ministerpräsident Bayrou das Ziel für das Haushaltsdefizit in diesem Jahr auf 5.4%, verglichen mit 5.0% unter seinem Vorgänger Barnier. Gleichzeitig zeigt sich Bayrou offen für Neuverhandlungen bei der Rentenreform, sodass die Sozialisten dem Budgetplan zustimmen könnten. Das von den Linksaussen-Parteien angekündigte zeitnahe Misstrauensvotum sollte daher keine Mehrheit finden. Konkrete Pläne, wie Einsparungen und Mehreinnahmen im Haushalt erzielt werden können, legte Bayrou jedoch nicht vor.
Trotz dem holprigen Start der Finanzmärkte ins neue Jahr bildet die weltweit solide Konjunkturlage, und damit verbunden robuste Gewinnwachstumserwartungen, ein günstiges fundamentales Umfeld für Aktienanlagen. Voraussetzungen für weiter steigende Aktienkurse sind jedoch ein nachhaltig sinkender Inflationstrend, der stabile oder erneut sinkende Zinsen erwarten lässt. Zusätzlich dürfte die expansive Wirtschaftspolitik der Regierung Trump das Wachstum stimulieren, getragen von der geplanten Steuersenkung für Unternehmen von 21% auf 15% und der Verlängerung des Steuersenkungspakets von 2017 für die privaten Haushalte.
Eine unverändert günstige Bewertung verzeichnet der schweizerische Aktienmarkt: die Risikoprämie, gemessen am SMI, erreicht mit 5.2% ein weit überdurchschnittliches Niveau, desgleichen die Dividendenrendite von über 3%.
Als Hauptrisiko für die Aktienmärkte ist an erster Stelle eine mögliche Überhitzung der amerikanischen Wirtschaft zu nennen. Dadurch könnten die langfristigen Zinsen deutlich über die 5%-Hürde ansteigen und deswegen den bereits hoch bewerteten US-Aktienmarkt unter Druck bringen. Über die relativ hohe Korrelation dürften in der Folge auch die übrigen Aktienmärkte Verluste erleiden.
Obligationen: Untergewichtung; Ausbau Unternehmensanleihen: 4 - 8jährige Laufzeiten bevorzugen
Aktien: Übergewichtung, USA, UK und Schweiz bevorzugen.
Währungen: USD/CHF über 0.86 absichern und EUR/CHF über 0.96 absichern
Rohstoffe: Industriemetalle, Energie übergewichten
Edelmetalle: Gold übergewichten; Goldminenaktien attraktiv
Immobilien: Übergewichtung (Anlagestiftungen, Immobilienfonds)
Transaktionen: Aktien: Kauf ABB, GEBN; Obligationen: 1.135% Swiss Life 2030
Sektoren: Übergewichtung Technologie, Nicht-Zyklischer Konsum, Gesundheit
Matthias Wirz, 17. Januar 2025