Das ist eine wunderbare Geschichte. Ich hatte das Glück und bin dankbar dafür, dass ich während 31 Jahren an schönster Lage, auf dem Münsterplatz, Primarschulunterricht erteilen durfte. In dieser Eigenschaft besuchte ich mit meinen Schülerinnen und Schülern im damaligen Fach „Heimatkunde“ stets das Einläuten der Herbstmesse. Nach einigen Jahren meinte der damalige Messeglöckner Alfred Röschard: „Sie kommen – so glaube ich – jedes Jahr.“
Nach der Herbstmesse 1987 fragte er mich, ob ich ihm beim Einläuten des neuen Jahres helfen würde. Spontan sagte ich zu. Am Silversterabend stiegen wir die Treppen hoch und läuteten von Mitternacht bis 00.15 Uhr das neue Jahr ein. Nachher lud er mich und meine Familie noch zu sich nach Hause am Rheinsprung ein. Bald machte er mit mir „Duzis“ und wenig später erhob er erneut das Glas mit kühlem Weisswein und sprach: „Lieber Franz, in diesem Jahr, das wir gerade zusammen eingeläutet haben, werde ich zum 40. und letzten Mal die Herbstmesse einläuten. Willst du mein Nachfolger werden?“ Was für ein Moment! Neujahrsnacht! Kurz vor ein Uhr morgens! Draussen kalt und einige wirbelnde Schneeflocken! Hier drinnen warm und diese Anfrage! Nach kurzem Zögern antwortete ich ihm: „Wenn das dein Wunsch ist, so verspreche ich dir, dass ich in den nächsten Jahren die Herbstmesse in deinem Sinn und Geist ein- und ausläuten werde.“ Und so kam es. Alfred Röschard läutete noch einmal die Herbstmesse ein und aus.
Und ein Jahr später, 1989, hatte ich meine Première.