Leitzinssenkungen – here we come!

  • Die EZB hat ihre Wachstumsprognosen für die Eurozone erheblich gesenkt und geht bloss von einer graduellen Erholung der Wirtschaftsaktivität in diesem Jahr aus.
  • Der FED-Vorsitzende Powell streicht die Wichtigkeit der Konjunktur- und Inflationsdaten für die Geldpolitik heraus und sagt, dass «erste Zinssenkungsschritte noch in diesem Jahren kommen werden, sofern sich die Wirtschaft wie erwartet entwickelt».
  • Die Bewertungen sind mittlerweile auf überdurchschnittlich hohe Werte angestiegen. Das gilt in besonderer Weise für die US-Technologiebörse Nasdaq, welche vom enormen KI-Boom profitiert.
Matthias Wirz
«An den Finanzmärkten dominiert unverändert das «Soft-Landing-Szenario».» Matthias Wirz, Leiter Anlagestrategie und Vermögensverwaltung, Partner

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat an ihrer Sitzung diese Woche zwar ihren Einlagensatz bei 4% unverändert belassen, aber dafür klare Hinweise auf die geldpolitische Ausrichtung in den nächsten Monaten gegeben. Zum einen hat die EZB ihre Wachstumsprognosen für die Eurozone erheblich gesenkt und geht bloss von einer graduellen Erholung der Wirtschaftsaktivität in diesem Jahr aus.


Aktuelle Situation

Zum anderen befindet sich die Teuerung auf Zielpfad in Richtung 2%, allerdings bereiten die überdurchschnittlichen Lohnzuwachsraten Grund zur Sorge. Diese beginnen sich zwar langsam abzuschwächen, doch verharrt gleichzeitig die Inflationsrate im Dienstleistungssektor beständig auf zu hohem Niveau. Darüber hinaus betonte EZB-Präsidentin Lagarde erneut die Datenabhängigkeit in der Entscheidungsfindung und sagt, dass bis «Juni viel mehr Konjunkturdaten zur Verfügung stünden als bis April», ein möglicher Hinweis auf einen ersten Zinsschritt im Juni.

 

In den USA musste sich der FED-Vorsitzende Gerome Powell in der Berichtswoche vor dem Kongress den zahlreichen Fragen der Abgeordneten stellen, wobei er sich weitgehend an bereits bekannte Aussagen hielt. Demgemäss hat das FED keine Eile mit der Lockerung der restriktiven Geldpolitik, mindestens solange das Offenmarkt-Komitee (FOMC) nicht vom Erfolg in der Inflationsbekämpfung überzeugt ist. Auch Powell streicht die Wichtigkeit der Konjunktur- und Inflationsdaten für die Geldpolitik heraus und unterstreicht, dass «erste Zinssenkungsschritte noch in diesem Jahr kommen werden, sofern sich die Wirtschaft wie erwartet entwickelt». Diesbezüglich wird der Arbeitsmarktbericht für Februar weiteren Aufschluss liefern, wobei die mit (erwartet) 200'000 anhaltend hohe Zahl an neu geschaffenen Stellen bisher keine Abschwächung des Arbeitsmarktes signalisiert. Dennoch wird sich die amerikanische Konjunktur in den nächsten Monaten unzweifelhaft abkühlen, wie der Rückgang des Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie von 49.1 auf 47.8 und jener für den Dienstleistungssektor von 53.4 auf 52.6 aufzeigt.


Unsere Empfehlung

An den Finanzmärkten dominiert unverändert das «Soft-Landing-Szenario», das heisst eine Abschwächung der Weltwirtschaft, ohne in eine Rezession zu fallen, bei gleichzeitig sinkenden Inflationsraten und in der Folge rückläufigen Leitzinsen. Im historischen Vergleich sind derlei Perioden in Verbindung mit Zinswendepunkten von überdurchschnittlichen Aktienerträgen gekennzeichnet, da sinkende Diskontsätze (bei stabilen Gewinnwachstumsraten) den Wert von einzelnen Aktien oder aggregiert der Gesamtmärkte erhöhen. In der Folge ist seit dem letzten Tiefpunkt Ende Oktober 2023 der SPI um 10%, der Weltaktienindex um 18% (in CHF) und der Nasdaq sogar um 22% (in CHF) angestiegen. Allerdings haben die Bewertungen - vor allem in den USA - mittlerweile auf überdurchschnittlich hohe Werte zugenommen. Das gilt in besonderer Weise für die US-Technologiebörse Nasdaq, welche vom enormen KI-Boom profitiert. Wir bleiben dennoch vorerst in Aktienanlagen deutlich übergewichtet, wobei wir regional unverändert die USA, Japan und die Schweiz bevorzugen.

Taktische Positionierung

Obligationen: Untergewichtung; kurze und mittlere Laufzeiten bevorzugen, Unternehmensanleihen übergewichten
Aktien: Leichte Übergewichtung; Schweiz, USA und UK übergewichten; Japan, Schwellenländer und Europa neutral gewichten
Währungen: USD/CHF über 0.88 absichern und EUR/CHF über 0.96 absichern
Rohstoffe: Industriemetalle, Energie übergewichten
Edelmetalle: Gold übergewichten; Silber und Platin neutral
Immobilien: Übergewichtung (Anlagestiftungen, Immobilienfonds)
TransaktionenAktien:  ; Obligationen: 2 3/8% Clariant 2027
Sektoren: Übergewichtung Gesundheit, nicht zyklischer Konsum, US Tech-Megacaps
Themen: Basismetalle und Energie

Matthias Wirz, 22. März 2024