«Obligationen sind weiterhin überbewertet. Wir sehen einen guten Zeitpunkt um weiter zu investieren.» Matthias Wirz, Leiter Anlagestrategie und Vermögensverwaltung, Partner
In Europa signalisieren dagegen die Einkaufsmanagerindizes mit Werten von durchwegs unter 50 eine (leichte) Rezession. Die Indikatoren für Dienstleistungen und das verarbeitende Gewerbe zeigten überraschend deutliche Rückgänge. In Deutschland hat sich die Konjunkturlage etwas stabilisiert, wie die jüngste IFO-Umfrage aufzeigt. Sowohl die Lagebeurteilung als auch die Geschäftserwartungen haben sich verbessert. Während die Hoffnung auf die Zukunft breiter basiert ist, rührt die positivere Einschätzung der aktuellen Geschäfte allein aus dem Dienstleistungsbereich her. Seit Frühjahr 2022 stagniert die deutsche Volkswirtschaft, wobei es sich bisher mehr um eine technische als eine tiefe Rezession handelt.
Möglicherweise überlagert die nach wie vor restriktive Geldpolitik der amerikanischen Notenbank (FED) diesen Effekt. Zudem verschieben die Geldmärkte ihre Erwartungen für erste Leitzinssenkungen auf der Zeitachse immer weiter nach hinten. Im Markt hält sich derweil hartnäckig die Behauptung, dass sich in diesem Zyklus die Teuerungsraten im historischen Vergleich nur sehr zögerlich zurückbilden. Demzufolge werde es auch keine zeitnahen Leitzinssenkungen geben, wie auch FED-Chef, Jerome Powell, in einer Rede letzte Woche erklärt hat. Allerdings ist dem nur teilweise zuzustimmen: richtig ist, dass nach der Covid-Pandemie und dem anschliessenden Ukraine-Krieg die Teuerungsrate über eine längere Zeitperiode rapide angestiegen ist und historisch länger auf höherem Niveau verweilte. Untersuchungen mit bereinigten Inflationsdaten, das heisst ohne Energie, Lebensmittel und Mieten, zeigen jedoch seit mehreren Monaten einen im Kern eindeutig sinkenden Trend in Richtung des FED-Ziels von 2% (vgl. dazu Krugmann, NYT 2023; Kugler, 2023).
Da in den letzten Wochen auch die Aktienmärkte zu einer Korrektur von zwischen 2% und 5% ansetzten, werden ungute Erinnerungen an das letzte Jahr wach, als sich die positive Korrelation von Anleihe- und Aktienmärkten zu grösseren Verlusten in gemischten Portfolios summierten. Die Geschichte sollte sich aber diesmal nicht widerholen, weil die Voraussetzungen andere sind: erstens nimmt der Inflationsdruck wie erwähnt stetig ab, zweitens gleitet die weltweite Konjunktur voraussichtlich nicht in eine tiefe Rezession ab, weil die USA, Japan und China gegenwärtig noch immer ein robustes Wachstum ausweisen. Überall ist dabei der private und staatliche Konsum die eigentliche Wachstumsstütze. Drittens ist die Gewinnentwicklung der Unternehmen insbesondere in den USA überraschend solide, wobei im 3. Quartal bisher knapp 80% positiv überraschten. Mehrere US-Konzerne erhöhten zudem ihre Gesamtjahresausblicke (GE, 3M, Coca-Cola und Verizon).
In Europa signalisieren dagegen die Einkaufsmanagerindizes mit Werten von durchwegs unter 50 eine (leichte) Rezession. Die Indikatoren für Dienstleistungen und das verarbeitende Gewerbe zeigten überraschend deutliche Rückgänge. In Deutschland hat sich die Konjunkturlage etwas stabilisiert, wie die jüngste IFO-Umfrage aufzeigt. Sowohl die Lagebeurteilung als auch die Geschäftserwartungen haben sich verbessert. Während die Hoffnung auf die Zukunft breiter basiert ist, rührt die positivere Einschätzung der aktuellen Geschäfte allein aus dem Dienstleistungsbereich her. Seit Frühjahr 2022 stagniert die deutsche Volkswirtschaft, wobei es sich bisher mehr um eine technische als eine tiefe Rezession handelt.
Ausserdem weisen die aktuellsten Ergebnisse der Kreditumfrage der EZB bei Banken zu ihrem Kreditgeschäft eine unverändert sinkende Kreditvergabe hin. Damit wird eine rasche und breitangelegte Konjunkturerholung in den kommenden Monaten sehr unwahrscheinlich.
Wir bleiben bei unserer Meinung, dass sich mit der ausweitenden Korrektur an den Aktienmärkten eine Aufstockung der Aktienquote aufdrängt. Neben der bevorstehenden Zinswende im nächsten Jahr sind die mittlerweile attraktiven Bewertungsniveaus die Hauptgründe für unsere positive Einschätzung der Aktienmärkte. Es stehen dabei defensive und weitgehend konjunkturunabhängige Sektoren, wie z.B. «Gesundheit» und «Nicht-zyklischer Konsum» sowie «Versorger» und «Technlogie» im Vordergrund.
Auf der Anleiheseite empfehlen wir weiterhin 1-3-jährige Unternehmensanleihen guter Bonität, wie z.B. CHF 2 1/8% Sandoz 2026.
Obligationen: Untergewichtung; kurze und mittlere Laufzeiten bevorzugen, Unternehmensanleihen übergewichten
Aktien: Leichte Übergewichtung; Schweiz, USA und UK übergewichten; Japan, Schwellenländer und Europa neutral gewichten
Währungen: USD/CHF über 0.90 absichern und EUR/CHF über 0.98 absichern
Rohstoffe: Industriemetalle, Energie übergewichten
Edelmetalle: Gold übergewichten; Silber und Platin neutral
Immobilien: Übergewichtung (Anlagestiftungen, Immobilienfonds)
Transaktionen: Aktien:- Obligationen: CHF 2 1/8 Sandoz 2026
Sektoren: Übergewichtung Gesundheit, nicht zyklischer Konsum, US Tech-Megacaps
Themen: Basismetalle und Energie
Matthias Wirz, 16. Januar 2024